Jahresarbeitszahl JAZ und Nutzerverhalten
Die Jahresarbeitszahl (JAZ) ist ein ermittelter Wert, abhängig von individuellen Betriebsbedingungen.
Die JAZ ist abhängig von der installierten Anlagentechnik (z.B. Hydraulik, Heizkörperauslegung), der eingestellten Leistung der Wärmepumpe (z.B. Raumsolltemperatur, Heizkurve, Winter/Sommer-Umstellung), dem Standort der Wärmepumpe (z.B. Standort Außengerät, Wärmeverlust von Außengrät bis Heizungssystems), dem energetischen Zustand des Gebäudes (z.B. Wärmedämmung, baulicher Zustand der Fenster) und dem Nutzerverhalten der Bewohner (z.B. Beheizung der Räume, Lüften der Räume, Warmwassernutzung).
Die Wirtschaftlichkeit einer Wärmepumpe können Sie als Endverbraucher sehr entscheidend beeinflussen durch den Zustand der Außenhülle Ihres Wohnhauses und durch Ihr individuelles Nutzerverhalten:
- wie lüfte ich meine Wohnräume ?
- wie gut ist meine Außenhülle wärmegedämmt ?
- wie hoch heize ich die Wohnräume tatsächlich auf ?
- wie ist das aktuelle Wärmeempfinden der im Gebäude lebenden Personen und wie wird sich dies im Laufe der Zeit ändern ? (das individuelle Wärmeempfinden ändert sich häufig im Laufe des Lebens, z.B. bei Krankheit, altersbedingt etc.)
- drehe ich tatsächlich alle meine Heizflächen innerhalb der Gebäudehülle auf, um mit möglichst niedriger Vorlauftemperatur (über die Heizkurve einstellbar) zu heizen, damit die Heizungsanlage zu optimieren und so die JAZ zu erhöhen?
- wie oft und wie lange dusche/bade ich ?
- wieviele Personen leben heute im Gebäude, wieviele in der Zukunft ?
- etc.
Jeder Planer, Energieberater oder Handwerkskollege würde von statistischen, im Labor reproduzierbaren Werten ausgehen, um für Sie, Ihre Mitbewohner, Ihr Gebäude und Ihr Nutzverhalten eine Jahresarbeitszahl annähernd auszurechnen. (ähnlich die Berechnung des Energieausweises)
Niemand - also auch kein Ingenieurbüro oder Energieberater - kann Ihnen sagen, wie hoch Ihre Energiekosten sein werden, unabhängig von Wärmepumpe oder Gasheizung, da ein großer Teil dieser Energiekosten individuell anfällt auf Basis Ihres Nutzerverhaltens.
Ein Heizungs-Check zur Feststellung des Ist-Zustands der aktuellen Heizungsanlage ist zwar zwingend notwendig für die bestmögliche Auslegung einer neuen Heizungsanlage, kann aber nicht komplett Ihre individuellen Parameter ("Nutzverhalten") berücksichtigen.
Die meisten Hersteller gingen bei den Luftwärmepumpen der letzten Generation (ca. 2013-2017, einige bauen und vertreiben die aber heute noch!) von einer JAZ von ca. 3,3 bis 3,5 aus. Heutige Wärmepumpen sind besser.
Meine Erfahrung aus den letzten Jahren zeigt, dass eine JAZ von 4,0 bis 4,2 (und mehr!) mit den aktuellen modulierenden Luft-Wärmepumpen selbstverständlich möglich ist, natürlich abhängig vom Nutzverhalten der Bewohner. Und diese Werte werden sich zukünftig automatisch erhöhen, je mehr der Klimawandel zunimmt, d.h. je mehr Energie in der Wärmepumpen-Energiequelle Außenluft vorhanden ist.
Je besser Sie Ihre Außenhülle dämmen und je sinnvoller und bewusster Ihr Nutzerverhalten ist, desto niedriger kann die Heizkurve in der Regelung der Wärmepumpe eingestellt werden und desto höher wird Ihre Jahresarbeitszahl sein. In sinnvoll sanierten und bewusst bewohnten Wohngebäuden (egal wie alt) sind auch JAZ über 5 keine Seltenheit mehr.
Diese Optimierung können aber nur allein die Bewohner des Gebäudes schaffen.
Wir Heizungsbauer ermöglichen dies, indem wir den Bewohnern die Steuerung der Anlage erklären, damit die Bewohner die Optimierung im Laufe der nächsten Zeit direkt ausführen können.
(Sollten wir Heizungsbauer dies selbst machen müssen, müssten wir bei bei den Bewohnern einziehen.)
Reine Theorie: Bei einem beispielhaften Wärmebedarf eines Wohnhauses von ca. 12 kw und einer JAZ von 4,0 sollten Sie mit einer Wärmepumpe bei ca. 3 kw/a landen, bei einer JAZ von 3,0 bei ca. 4 kw/a, usw.
Sie sehen : Je besser Sie Ihr Wohnhaus und je mehr Sie und Ihre Mitbewohner Ihr Nutzerverhalten optimieren, desto höher ist die JAZ und desto geringer Ihr Wärmebedarf, da mit jeder Optimierung die Heizkurve an der Wärmepumpe von Ihnen niedriger gestellt werden kann.