Nordmann Heizungsbau - Fernwärme in Gütersloh
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Fernwärme - Risiken und Vorteile von Wärmelieferung über ein lokales Wärmenetz

Was ist Fernwärme überhaupt?

Fernwärme ist die Belieferung von Gebäuden mit Wärme von einem Kraftwerk oder Heizwerk. Die dort erzeugte Wärme gelangt durch ein Rohrsystem zum Endverbraucher, entweder unterirdisch oder - insbesondere in Großstädten - oberirdisch.
Fernwärme-Kunden brauchen darum in ihrem Gebäude keine eigene Heizungsanlage.
Als Brennstoffe kommen in der Fernwärme noch heute (2024) vor allem Erdgas, Steinkohle, Braunkohle, Müllverbrennungsenergie oder Abwärme aus industriellen Prozessen zum Einsatz, also nicht sehr viel Energie aus ökologischen bzw. nachhaltigen Quellen. Holz und Biogas haben nur geringen Anteil, da in der Gesamtsumme zu ineffizent.
Heizen mit Fernwärme gilt in der Politik trotzdem als komfortabel und umweltschonend.
(Bei Nahwärme handelt es sich in der Regel um lokale Abwärme, die über verhälnismäßig kurze Strecken zu den Verbrauchern gelangt.)

Wie teuer ist Fernwärme?

Die Fernwärmepreise fallen je nach Anbieter sehr unterschiedlich aus, abhängig von der Energiequellen der Fernwärmeenergie.
Betreibt ein Anbieter mehrere Fernwärmenetze, so kann jedes Netzgebiet einen anderen Preis haben, was sogar innerhalb derselben Stadt zu unterschiedlichen Preisen führen kann.

Die Fernwärmepreise setzen sich in der Regel zusammen aus:

  • dem Arbeitspreis in Cent pro Kilowattstunde Energie
  • dem Grundpreis pro Kilowatt angeschlossener Leistung (auch als "Anschlusswert" oder "Leistungspreis" bezeichnet)

Über den Arbeitspreis wird der tatsächliche Wärmeverbrauch abgerechnet.
Der Grundpreis ist ein Fixpreis pro Jahr und beinhaltet die anteiligen Kosten an Kraftwerk, Netzwerk, Personal, Wartung etc..
Der durchschnittliche Preis für Fernwärme pro Kilowattstunde liegt nach Angaben von Verbraucherzentralen Stand 07/23 bei etwa 16 Cent, es gibt aber deutliche Abweichungen nach oben und unten. Die Verbraucherschützer haben errechnet, dass die Fernwärmekosten im Durchschnitt über denen von Gasheizung, Ölheizung oder Pelletheizung liegen.
In 09/23 haben z.B. die Stadtwerke Münster eine Vorauszahlungs-Anhebung von fast 400 % angekündigt.

Wie hoch die Kosten tatsächlich ausfallen, hängt natürlich auch vom individuellen Verbrauch ab. Dieser wird wie bei allen anderen Heizarten auch vom Gebäudezustand (Neubau oder Altbau, großes oder kleines Gebäude), vom individuellen Heizverhalten und vom Bedarf an Warmwasser maßgeblich beeinflusst.

Kann jeder auf Fernwärme umsteigen?

Wenn Sie im Versorgungsbereich eines Nah- oder Fernwärmenetzes wohnen, bei dem noch Kapazitäten frei sind, ist dies sehr wahrscheinlich möglich.
In Neubaugebieten gibt es teilweise Anschlusszwang an das Fernwärmenetz: Wer dort baut, muss Fernwärme nutzen und kann keinen anderen Energieträger verwenden.

Der Anschluss ist alleinige Sache des Hauseigentümers.

In komplett durchbauten Bereiche (also ohne größere Baulücken) ist es eher unwahrscheinlich, dass ein Fernwärmenetz geplant und gebaut wird, denn selbst bei Anschlusszwang müssten die Hauseigentümer sich ja erst dann anschließen, wenn ihre Heizungsanlage nicht mehr repariert werden kann, also sowieso eine neue Heiungsanlage her müsste. Damit kann ein Fernwärmenetzbetreiber aber nicht kalkulieren: Er benötigt eine Mindestabnahmemenge und damit eine Mindestmenge an Anschlüssen an das Fernwärmenetz sofort.
Ähnlich wie z.B. beim Glasfasernetz würde ein Fernwärmeanbieter zuerst alle für ein Fernwärmenetz infrage kommenden Eigentümer kontaktieren, um herauszufinden, wie hoch die Akzeptanz wäre. Erst dann geht er in die konkrete Planung (oder auch nicht). Werden Sie und Ihre Nachbarn also gar nicht gefragt, wird wohl kein Fernwärmenetz in Ihrer Straße auch nur erwogen.

Was kostet der Wechsel zu Fernwärme?

Beim Wechsel auf Fernwärme fallen bei einem kleineren Gebäude einmalige Umstellungskosten zwischen etwa EU 8.000 und 15.000 an. Darin enthalten sind die Kosten für die Entsorgung der Altanlage, der Anschluss an das Fernwärmenetz und der Einbau der sogenannten Fernwärmeübergabestation.

Wird der Wechsel zu Fernwärme gefördert?

Die Kosten für den Anschluss fördert der Bund mit 25 Prozent (Stand 10/23). Neben der bundeseigenen Förderbank KFW unterstützen ggfs. auch Länder, Kommunen, Stadtwerke und privatwirtschaftliche Energieversorger mit eigenen Maßnahmen den Umstieg auf Fernwärme, z.B. durch einen direkten Zuschuss oder mit einem zinsgünstigen Förderkredit.

Wann rechnet sich Fernwärme z.B. gegenüber einer Wärmepumpe?

Generell rechnet sich Fernwärme dann, wenn möglichst viele Nutzer an das Fernwärmenetz angeschlossen sind, denn die Verlegung der Rohrleitungsnetze und der Bau des Fernwärme-Kraftwerks sind in der Regel mit erheblichen Kosten verbunden. Zudem ist eine für die Wirtschaftlichkeit erforderliche Mindestabnahmemenge pro Meter Netz erforderlich. Deshalb eignet sich Fernwärme vor allem in dicht besiedelten Gebieten, wenn genug Hauseigentümer mitmachen. Dies ist logischerweise nicht sichergestellt, da ggfs. schon zu viele Gebäude im geplanten Fernwärme-Gebiet z.B. eine moderne Wärmepumpe o.ä. neu installiert haben und deswegen langfristig als mögliche Fernwärmekunden ausfallen. Dadurch ist ein Fernwärmenetz in der Theorie vielleicht eine tolle Sache, in der Praxis kann es für die zu wenigen Anschlussnehmer aber sehr schnell sehr teuer werden.

Auf dem Land kann sich Fernwärme lohnen, wenn Wärme lokal günstig bereitgestellt werden kann, etwa über die Verwertung von Holzhackschnitzeln oder Biogas.

Im Neubaugebiet kann ein Anschluss sehr sinnvoll sein, weil hier oft Anschlusszwang besteht, also der Fernwärmenetzbetreiber sehr gut planen kann. Außerdem sparen die Eigentümer der Neubauten direkt beim Bau, z.B. für den Schornstein, für den Heizungsraum, etc.

Risiken von Fernwärme:

  • Bei Fernwärme ist der Wechsel des Wärmelieferanten nicht möglich, denn Planung und Betrieb des Kraftwerks und des Netzes liegen in der Hand eines einzigen Unternehmens. Der Aufbau einer doppelten Infrastruktur durch ein weiteres Unternehmen wäre unwirtschaftlich. Damit ist jedes Fernwärmeunternehmen ein lokaler Monopolist.
  • In der Regel werden Lieferverträge mit einer Dauer von zehn Jahren abgeschlossen.
  • Je mehr Nutzer an das Fernwärmenetz angeschlossen sind, desto lukrativer ist der Anschluss an das Fernwärmenetz für den Hauseigentümer, denn die Verlegung der Rohrleitungsnetze und der Bau des Fernwärme-Kraftwerks sind teuer, d.h. jeder Fernwärmeanbieter muss seine Kosten decken und muss diese Fixkosten auf die Anschlussnehmer umlegen. Je mehr teilnehmen, desto preiswerter ist der Grundpreis.
    Bei Zahlungsausfall von zu vielen Kunden, fehlerhafter Kalkulation im Management, starken Energiepreisanstiegen etc. kann es schnell zu finanziellen Schieflagen beim Fernwärmelieferanten kommen. Da er aber Monopolist ist, kann nicht so einfach ein neuer Lieferant in ein dann unversorgtes Fernwärmenetz einspringen.